Zeitarbeitsbranche in Deutschland floriert und wächst weiter 2016

30. Sep 2016 • News • Interconnection Consulting • Branchenstudien • Marktdaten • Marktanalyse • Arbeitswelt

Die Anzahl der Zeitarbeiter in Deutschland wächst kontinuierlich. So stieg die Zahl der Zeitarbeiter im letzten Jahr um 5,7% (2014: +3,8%). Insgesamt betrug der Umsatz der Zeitarbeitsbranche 20,2 Mrd. Euro und lag damit 3,2% über dem Niveau von 2014. Für 2016 wird erneut ein weiterer Zuwachs von 4,0% in Wert prognostiziert, wie eine neue Studie von Interconnection Consulting zeigt.


Gesetzliche Änderungen sind Hemmschuh für Zeitarbeitsbranche

Die Gründe für die positive Entwicklung der Branche liegen im positiven Wirtschaftsumfeld. „Die Vergangenheit hat gezeigt, wenn die Wirtschaft aufblüht, dann profitiert auch der Zeitarbeitsmarkt“, erklärt Christian Gebhardt, Autor der Studie. Jedoch herrscht nicht überall eitel Wonne: Neue gesetzliche Bestimmungen, die mit 2017 in Kraft treten sollen, werfen ihre dunklen Schatten voraus. So soll es in Zukunft eine Verleihhöchstdauer von, nach aktuellem Stand, 15 Monaten geben, was dazu führen wird, dass der Zeitarbeitnehmer nicht mehr beim gleichen Kunden eingesetzt werden kann. Dadurch werden die Verleihbetriebe bei niedrig qualifizierten Zeitarbeitern ein größeres Portfolio aufweisen müssen und für höherqualifizierte Zeitarbeiter entweder mehrere Kundenbetriebe haben oder einen „Temp-to-Perm“-Ansatz (Übergang vom Zeitarbeiter in die Stammbelegschaft eines Kundenbetriebes) verfolgen müssen, erklärt Gebhardt. Daher erwartet Interconnection innerhalb des Prognosezeitraumes bis 2019 einen leichten Rückgang der Zeitarbeiterquote im Verhältnis zu den Erwerbstätigen von derzeit 2,2% auf 2,1%. Der Anstieg in der Zahl der Zeitarbeiter soll sich ab 2017, laut Interconnection deutlich verlangsamen.

Zukunftsmärkte treiben Branche an

Insgesamt ist die Anzahl der überlassenen Arbeitskräfte von 898.044 auf 949.227 gestiegen. Das Segment Metall/Elektro beschäftigt mit 282.000 Zeitarbeitern die größte Menge an Zeitarbeitern, gefolgt von der Kundengruppe Verkehr/Logistik (263.000) und Produktion (113.000). Gesundheit und Soziales ist einer der Zukunftsmärkte der Branche und konnte von 2014 auf 2015 wertmäßig um 8,5% zulegen. Weitere überdurchschnittliche Zuwächse gab es im Bereich Verkehr und Logistik mit 9,7% und im Handel mit 9,3%. Abgesehen vom Bereich Gesundheit und Soziales wird jedoch davon ausgegangen, dass sich das Wachstum der anderen Sektoren in den nächsten Jahren auf ein Niveau zwischen 2% und 4 % einpendeln wird. Sektoren mit den niedrigsten Wachstumsraten waren 2015 Metall/ Elektro mit 0,1% wertmäßigen Wachstum, Unternehmensorganisation mit 1,1% und der Bereich Bau/ Immobilien mit einem Rückgang von 0,5%. Insgesamt verstärkt sich auch bei Zeitarbeit die Nachfrage nach qualifiziertem Arbeitspersonal. So machen Facharbeiter mit insgesamt 60,4% den Löwenanteil der Zeitarbeiter aus. Der Anteil ungelernter Arbeitskräfte wird, laut Interconnection von 19,2% im vergangenen Jahr auf 18,4% bis 2019 sinken. Die regionale Entwicklung nach Zeitarbeitern gestaltete sich 2015 sehr einheitlich. Die Regionen Nord und Sachsen verbuchten als Einzige lediglich Zuwachsraten von unter 5%. Alle anderen Regionen lagen teilweise deutlich darüber. Den größten Zuwachs konnte die Region Rheinland-Pfalz/ Saarland mit 7,4% verbuchen.


Marktkonzentration sinkt

In Deutschland ist die Zahl der Betriebe mit einer Berechtigung zur gewerbsmäßigen Arbeitnehmerüberlassung im zweiten Jahr in Folge, auf nunmehr 49.819 Unternehmen gewachsen. 11.076 Unternehmen haben dabei nicht nur die Berechtigung zur Arbeitnehmerüberlassung, sondern diese auch als Schwerpunkt- und Kerngeschäft. Im Wesentlichen kam es 2015 zu einigen Verwerfungen bei den Platzierungen innerhalb der Top 15. So hat Autovision bspw. durch den verfolgten „Temp-to-Perm“-Ansatz, mit Übergang der Zeitarbeiter nach einer bestimmten Zeit in die VW-Stammbelegschaft, sowohl mengenmäßig als auch wertmäßig stark an Boden eingebüßt. Die Marktkonzentration unter den Top-Zehn-Unternehmen ist auch dadurch nach Umsatz um 0,7% gefallen und beträgt nun 33,7%.